Mit dem Projekt „Targets“ der deutschen Fotokünstlerin Herlinde Koelbl zeigt das Schweizer Museum für Gestaltung in Zürich, mit welchen stereotypen Feindbildern auf den verschiedenen politischen Seiten operiert wird. Die Fotos der militärischen Schießübungen lassen die reale Grausamkeit im Krieg erahnen. Sie zeigen im Detail zerfetzte Silhouetten aus Karton, durchlöcherte Plastikpuppen oder zerschossene Blechfiguren in einem Acker. Die Fotokünstlerin hat während sechs Jahren diese Targets in über 30 Ländern aufgenommen. Herlinde Koelbl geht es dabei um mehr als um das spektakuläre Einzelbild, in der Zusammenschau formieren sich die Werke zur vielschichtigen Aussage, welche die Absurdität des weltweiten Kriegshandwerks offensichtlich vor Augen führt. Obwohl sich die Targets, die Armeen und die Übungsumgebungen länderspezifisch unterscheiden, wird eines deutlich: In letzter Konsequenz werden die Soldaten weltweit darauf konditioniert, im Ernstfall auf den Feind, auf den anderen Menschen zu zielen, um ihn zu töten. Der Feind ist immer der Andere. Koelbls Aufnahmen zeigen abstrakte Zielscheiben ebenso wie solche, die menschlichen Figuren und bestimmten Menschentypen nachempfunden sind. Von realen Projektilen durchlöcherte Pappkameraden geben ein beklemmendes Bild ab. Komplexer wird es noch mit dem Laser-Simulationssystem, selbst wenn die Laser-Attacken keine erkennbaren Beschädigungen an Leib und Gelände hinterlassen, die Simulation ist ungemein realitätsnah.

Bereits in ihrem ersten Langzeitprojekt „Das deutsche Wohnzimmer“ (1980) hatte sich Herlinde Koelbl (*1939) mit gesellschaftlichen Themen auseinandergesetzt. Ihre Fotokunst erlangte grosse Bekanntheit mit Werkzyklen wie „Männer“ (1984), „Jüdische Portaits“ (1989), „Starke Frauen“ (1996) oder dem Bildband „Spuren der Macht“ (1998), welcher Politiker wie Joschka Fischer, Gerhard Schröder oder Angela Merkel über die Jahre hinweg im Porträt dokumentiert. Herlinde Koelbl konnte Ausstellungen in renommierten Häusern ausrichten und diverse Auszeichnungen entgegennehmen. „Targets – Fotografien von Herlinde Koelbl“, Museum für Gestaltung – Schaudepot. Die Ausstellung ist zu sehen bis 18. September 2016. Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, CH-8005 Zürich. LINK: www.museum-gestaltung.ch

Fotos: Herlinde Koelbl, Targets – Israel; Herlinde Koelbl, Targets – Libanon; Herlinde Koelbl, Targets – Libanon; Porträt, 2014, © Johannes Rodach

 

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