25. Januar 2025

Im Gespräch: Polestar-Designerin Komal Singh

Im Münchner Showroom des 2017 gegründeten skandinavischen Elektrofahrzeug-Herstellers Polestar treffen wir auf die gut gelaunte Color & Material Designerin Komal Singh, die uns einen Einblick in die optische und haptische Welt der jungen Premium-Marke gibt. 

Mit dem Polestar 1 gaben die Schweden, vor gerade einmal sieben Jahren, ein Debüt, das in der Automobilindustrie ordentlich für Gesprächsstoff sorgte: Ein 609 PS starker Premium-Plug-in-Hybrid-Sportwagen mit 8-Gang Automatik auf der SPA-Plattform des Volvo XC90. 
Nach dem Polestar 5 folgt nun erstmalig ein GT, der auf einer vollkommen eigenen Plattform basiert – ein rasanter Entwicklungsprozess der in Göteborg ansässigen, knapp 3.000 Mitarbeiter zählenden, Boutique-Marke.

Wir haben uns gefragt: Was macht das Interieur eines Polestar aus? Und sprechen mit Polestar-Designerin Komal Singh, die in Indien und Japan Design studierte.

Frau Singh, wie erkennen Sie Trends?

Makro- und Mikrotrends zu analysieren ist unser Tagesgeschäft. Wir müssen Farbtrends erkennen, die in 3 bis 5 Jahren relevant sind, dann also, wenn das neue Fahrzeug, über das wir heute nachdenken, auf den Markt kommt. Wir besuchen Messen, schauen auf andere Designindustrien und sprechen mit externen Beratern, was uns schließlich ein klareres Bild künftiger Entwicklungen enthüllt. Mode, Sportbekleidung, Unterhaltungselektronik und auch die Möbelindustrie sind für uns Quellen der Trendbewegungen von Morgen.

Hatte die rasante Entwicklung von Konnektivität und Digitalisierung der Automobilindustrie Auswirkungen auf Ihre Arbeit?

Ich denke, dass sich diesbezüglich für uns (im Color und Material Design) kaum etwas verändert hat, außer, dass wir beim Arbeiten mit Interieur-Design-Materialien beispielsweise eine Blockchain-Verfolgung eingeführt haben, welche es uns erlaubt, exakt nachvollziehen zu können, woher genau beispielsweise die von uns verwendete Wolle stammt. Wir können solche Informationen punktgenau abrufen und sehen diese auch als äußerst relevant an, da Nachhaltigkeit für Polestar eine zentrale Rolle spielt.

Vereinfacht es Ihre Arbeit, wenn Sie für eine junge Marke wie Polestar arbeiten, die nicht auf eine Jahrzehnte alte Design-Historie zurückblickt?

Auf jeden Fall! Als wir die Marke auf den Weg brachten, war es genau dieser Punkt, den wir sehr schätzten: Von vorne anfangen zu können. Ein weißes Blatt Papier. Genau das macht Polestar aus. Wir haben nichts, was uns davor zurückhält, neue Prozesse auszuprobieren und zu überdenken, wie man ein Automobil herstellt. Für uns als Designer war es die größte Herausforderung, aber auch der größte Spaß, nicht von unserer eigenen DNA zurückgehalten zu werden. Es ist fast wie ein Traumjob, für solch ein Start-up arbeiten zu dürfen.

Was macht das Polestar-Interieur zu etwas Besonderem?

Das skandinavische Design, die Liebe zum Detail, definitiv die Qualität und auch das Material. Bei Polestar geht es um nachhaltige Design-Innovation. Nichts fühlt sich fehl am Platz an oder dient nur zur Dekoration. Alles hat einen Zweck. Und um das zu kreieren, nehmen wir uns auch die Zeit, die es braucht.



Sie sprachen bereits über die nächsten 3 bis 5 Jahre: Wie wird sich Ihr Feld in der Zukunft verändern?

Es wird immer herausfordernder und interessanter werden, wie wir künftig Fahrzeuge herstellen. Wir wollen mehr mit Monomaterialien arbeiten, denn ein Auto hat heute an die 100 verschiedene Materialarten, was es schwierig macht, es zu recyceln. Davon wollen wir uns entfernen und uns auf nur eine Handvoll Materialien konzentrieren, die es einfacher machen, faktisch das vollständige Produkt in seinen Einzelteilen erneut zu verwenden, sobald es seine derzeitige Bestimmung verliert.

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Autor:
N. Dexter
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