Fotografien der Größen des Show- und Musikbusiness einmal ganz anders: Der fotografische Blick geht unter die Oberfläche und nähert sich behutsam der Persönlichkeit dahinter. Zwischen rauer Körnigkeit, spontaner Unschärfe und harten Kontrasten werden auf diesen Fotos offene Verletzlichkeit und vertraute Nähe spürbar. Persönliche Authentizität im öffentlichen Image wird sichtbar. „I was always looking for inner beauty and struggle.“ sagt Anton Corbijn, der niederländische Fotograf und Regisseur.
Als Fotograf machte sich Anton Corbijn bereits in den 1970er Jahren einen Namen, indem er Rock- und Popgrößen wie die Rolling Stones, Frank Sinatra und Bon Jovi fotografierte und seine Fotos auf Plattencovern von Depeche Mode über Bee Gees bis hin zu Herbert Grönemeyer erschienen. Seine Arbeiten in der aktuellen Ausstellung entsprechen eher Filmstills und sind visuelle Ausschnitte mit einem Vorher und Nachher. Sein Werk ist sowohl dokumentarisch als auch narrativ im Style der Street Photography. Die klassische Technik der analogen Fotografie ist selbstverständlicher Bestandteil dieser besonderen Herangehensweise: Das Foto auf dem analogen Filmmaterial ist der Augenblick aus der gelebten Lebendigkeit.
Zum 60. Geburtstag von Anton Corbijn, geboren 1955 in Strijen, Niederlanden, feiert C/O Berlin den weltweit renommierten Fotografen und Regisseur in einer großen Retrospektive mit rund 600 Fotografien, Filmen und weiteren Exponaten. Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Hollands Deep bietet einen Überblick über sein gesamtes Werk der vergangenen 40 Jahre – von seinen frühen schwarz-weiß Fotografien bis hin zu persönlichen Projekten und konzeptuellen Serien. 1-2-3-4 präsentiert seine Arbeiten aus der Musikwelt – darunter noch nie veröffentlichte Aufnahmen. Die Ausstellung konzentriert sich auf Bilder von Bands und Musikern, die Anton Corbijn über eine längere Zeit begleitet hat. Seine Arbeit ist Teil der visuellen Historie von Künstlern wie Rolling Stones, U2, Nirvana, The Slits, Nick Cave, Siouxsie Sioux, Arcade Fire, Tom Waits, REM, Metallica, Johnny Rotten, Depeche Mode, Herbert Grönemeyer und anderen. Zusätzlich präsentiert die Ausstellung zahlreiche – von ihm als „verlorene Bilder“ – bezeichnete Fotos von Persönlichkeiten wie Isaac Hayes, The Bee Gees, David Bowie, Joe Cocker, Johnny Cash, Grace Jones und weiteren mehr.
Nach „Control“, „The American“ und „A Most Wanted Man“ erschien 2015 mit „Life“ Corbijns vierter Film, in diesem thematisiert er das Verhältnis zwischen James Dean und dessen Lieblingsfotografen Dennis Stock. C/O Berlin zeigt die Ausstellung als einzige Station in Deutschland. Anton Corbijn Retrospektive – Hollands Deep & 1-2-3-4 // Last chance: Bis 31. Januar 2016 (C/O Berlin Foundation, Amerika Haus, Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin // Link: www.co-berlin.org