Focals Spirit of Sound: Wie bester klang in einen DS kommt

Die Pariser Premiummarke DS Automobiles lässt ihre Kunden vom französischen HiFi-Hersteller Focal beschallen. Wie gut das funktioniert und warum diese Wahl, erfahren wir vor Ort, in den Soundlaboren von Focal in Saint-Étienne (Frankreich).

Am besten die Augen schließen. Dann genießen: Die Stimmen der Fairfield Four mit „These Bones“ gehen voll in die Knochen und dann mitten ins Mark. Der Sound ist lupenrein, jeder Atemzug ist zu hören, und man kann fast die beim Intonieren zerreißenden Spuckefäden der Sänger hören, so klar ist der Sound aus den Boxen. Kein Wunder: Die handgemachten Speaker „Focal Utopia III Evo“ kosten im Paar 200.000 Euro, die HiFi-Anlage von Naim mit den riesigen Amplifiern nochmal 250.000 Euro. Wir sitzen natürlich gerade nicht in einem Auto, sondern im Vorführraum von Focal in Saint-Étienne. Die Boxen sind mannshoch, die Anlage markiert absolutes High-End, und es gibt wohl nicht viel Besseres, um Sounds genießen zu können – die Präsentation dient dazu, mal das Optimum erleben zu können. Das wollte auch Citroën-Tochter und Stellantis-Mitglied DS Automobiles für ihre Kunden haben – und entschied sich als französische Marke für den französischen Lautsprecherhersteller Focal.

Der erste mit dem Produkt des neuen Partners bestückte DS war das Konzeptfahrzeug DS E-Tense im Jahr 2016. Darin steckte die Technologie der Utopia-Reihe. Es folgte der SUV DS 7 Crossback mit dem Electra-System. Seitdem können alle DS (bis auf den DS3 Crossback E-Tense wegen Kofferraumkapazitätsproblemen) mit dem hochwertigen Sound-System ausgerüstet werden, die Top- und Hybridmodelle haben es serienmäßig. Die Preise variieren zwischen 1.000 und 1.450 Euro. So auch unser DS 9 E-Tense 4×4 360 Opera, mit dem wir vom Flughafen Lyon nach Saint-Étienne fahren, etwa 85 Kilometer. Weswegen ich sofort versuche, meine Test-Playlist in möglichst hoher Lautstärke abzuspielen. Das Vorhaben wird von mitfahrenden Kollegen allerdings torpediert, die sich lieber über langweilige Petitessen wie Verbrauch, Ladezeiten und Fahrassistenten der Edel-Limousine unterhalten wollen. Deshalb bekommt auch niemand mit, dass ausgerechnet bei „Rush Hour“ von Jacob H. Carruthers III der Lastwagen vor uns von links nach rechts zieht und einen Kleinwagen übersieht, der mit aufgeschrammter Seite und flatternden Seitenairbags rechts ausrollt. So wird aus dem erhofften Sound of Mileage zunächst nur der Sound of Silence – Hardmetaller Vinni Moore mit „Faith“, kann seine Wirkung nicht entfalten, Lee Ritenour darf nur in Hospitallautstärke beim „Waltz for Carmen“ in die Akustikklampfe greifen, und Steve Harley & Cockney Rebell feiern „Sebastian“ eher unter sich. Stattdessen wird von den Mitfahrenden gelobt, dass hier im Auto auch leise Musik sauber klingt (!) und deshalb nicht stört. Okay, ich gebe (zunächst) auf und falle hiermit auch schriftlich erstmal in die Notwendigkeit technischer Daten beim DS-Focalisten: Der DS 9 E-Tense 4×4 360 ist das DS-Flaggschiff mit 360 PS und einer rein elektrischen Reichweite (kombiniert) von 61 Kilometern. Der DS 9 soll sich neben dem Design durch besonderen Fahr- und Innenraum-Komfort aus-zeichnen – gerade auch in der zweiten Reihe dank des großen Radstandes von 2,90 Metern. Unter anderem bayerisches Nappa-Leder, verziert mit einzigartigen Perlennähten, macht innen den Opera-Auftritt aus. Na, und da gehört eben auch der gute Ton dazu.

Kennern der Szene ist Focal nicht unbekannt. Die Ursprünge der Firma gehen bis 1979 zurück, als das Feinmechanik-Unternehmen France Filières in Saint-Étienne zur Herstellung von Lautsprechertreibern gegründet wurde – einer davon war Jacques Mahul. Bereits 1982 bereicherte der DB 13 von Focal die Welt der Regallautsprecher dank Polyglass- und Polykevlar-Lautsprechertreiberkegel. 1990 folgten erste Schritte im Ausland. Die Marke Focal vermarktete Lautsprechertreiber für Lautsprecherhersteller. Eine zweite Marke, JM-lab, spezialisierte sich auf High-Fidelity-Lautsprecher. Das Unternehmen war so erfolgreich, dass man in die Bereiche klassische Lautsprecher und High-End-Kits expandierte. Oldtimer-Enthusiast Mahul wollte sich damit auch seinen Kindheitstraum erfüllen: stundenlang Auto fahren und dabei Musik hören. So entstanden die ersten Car-Audio-Kits für Lautsprechertreiber und Verstärker. Die Abteilung Car Audio wurde 1989 gegründet und entwickelte sich ebenfalls zu einer Referenz in ihrem Bereich. 1995 kam Focal mit dem Luxuslautsprecher Utopia auf den Markt, getoppt 2002 vom Utopia Be und noch einmal sechs Jahre später vom Utopia III.

Ebenfalls 2002 betrat Focal Sound eine neue Welt der Musik: Monitoring. Die Abteilung Focal Professional wurde gegründet, die eine Reihe von Monitorlautsprechern für Aufnahmestudios anbot Es dauerte nicht lange, bis sie sich etablierte. 2002 wurde aus JM-lab wieder Focal. Das Treffen von Focal mit Naim Audio, dem Marktführer für High-End-Elektronik in Großbritannien, führte 2011 zur Fusion der beiden Unternehmen. Focals erster High-Fidelity-Kopfhörer kam im Jahr 2012. Zwei Jahre später wurde die Vervent Audio Group gegründet: Die Gruppe „Focal & Naim“ wurde von ihr übernommen. Die Vervent Audio Group war bald einer der europäischen Marktführer im Bereich High-End-Audio und erzielte 2015 einen Umsatz von 82 Millionen Euro. Nach vier Jahren Präsenz in diesem Sektor stellte das Unternehmen 2016 den Utopia-HiFi-Kopfhörer vor. Ebenfalls nach 25 Jahren harter Arbeit im Car-Audio-Universum brachte Focal sein erstes OEM-System für den französischen Autohersteller Peugeot auf den Markt, und zwar im 3008. Allerdings betont DS ausdrücklich, dass das Focal-System in einem Peugeot – immerhin eine Konzernschwester – nicht so gut zur Geltung kommt wie in einem DS, da Peugeot eher auf bullige Bässe steht als für ausgewogenen Gesamtsound.

Endlich kann ich mir den jungen Sound-Ingenieur Guillaume schnappen, der allein schon deshalb sympathisch ist, weil er zugibt, seinen Job mit nur einer Gehirnhälfte zu erledigen, da er die rechte (für Emotionen, Intuition etc. zuständig) beim Feintuning der Focal-Systeme für Automobile abschalten muss – und sich endlich mit mir ins Auto setzt und erklärt, worauf es beim Focal-System im DS ankommt: Zum Beispiel 14 Lautsprecher – je ein Aluminium-Hochtöner mit invertierter Kalotte und ein Tieftöner pro Tür, ein Mittelkanal oben in der Mitte des Armaturenbrettes, ein Power-Flower-Subwoofer (nein, das ist kein Wortdreher) im Kofferraum, zwei Polyglass-Mittel- und zwei Hochtöner in den D-Säulen und somit hinter den Köpfen der Fondpassagiere. Auch das Umfeld wurde auf optimalen Sound abgestimmt. Dazu mussten vor allem Vibrationen so weit wie möglich reduziert werden, um die Obertöne nicht zu „verschmutzen“ und die beste Stimmwiedergabe unabhängig von der Hörlautstärke zu erhalten, zum Beispiel durch Unterlegklötze zwischen Türfutter und Türverkleidung. Hierfür wurde auch eine besondere Steifigkeit der Lautsprecher-halterungen in den Türen entwickelt und 3,96 Millimeter dickes Fensterglas rundum isoliert, um eine immersive Blase zu gewährleisten – steifere Dichtungsfolien in den Türfüllungen dämmen Außengeräusche, die Bodenmatten sind extra schalldämmend usw. Die Verteilung der Lautsprecher sorgt außerdem dafür, dass sich der Schall idealerweise auf Höhe der Insassenohren kreuzen. Acht bis neun Kilo wiegt das gesamte System – keine große Belastung für einen gut zwei Tonnen schweren DS 9 und seine 360 PS. Um die Theorie zu vervollständigen: 560 Watt beschallen mit maximal 96 Dezibel die Ohren der Insassen. Und: Im DS9 befindet sich zurzeit nicht die neueste Focal-Version, so wie im DS7 Crossback oder im DS4 mit Surroundeinstellung. Mit dem DS9-Facelift wird sie aber auch in die Top-Limousine einziehen. Jetzt aber: bitte laute Musik! Guillaume zieht den Regler auf 26 auf einer Skala von 0 bis maximal 30, und die von ihm ausgewählte Playlist ist ok, auch wenn ich kein Stück davon kenne. Die Einstellmöglichkeiten des Systems sind begrenzt: Es gibt einen Loudness-Knopf für besseren Klang bei leisen Einstellungen, den Equalizer für Bässe, Mitten und Höhen, und die allerdings wichtige Wahl zwischen „Alle Insassen“, „Fahrer“ und „Nur vorne“. Letzteres ermöglicht, dass je nach Wunsch und Sitzplatz die Musik so erlebt wird, als würde sie direkt vor dem Hörer entstehen – egal, wo man sitzt. Und, na klar, je besser die Aufnahmetechnik der Quelle, umso besser das Resultat.

Endlich kann ich mich dem Hörgenuss im DS-Automobil völlig hingeben – selbstverständlich mit geschlossenen Augen. Gut, dass ich gerade nicht fahre.

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